Die Auswirkungen von sicherheitspolitischen Herausforderungen und geopolitischen Veränderungen für die Betreiber Kritischer Infrastrukturen (KRITIS) standen am 14. Oktober 2025 im Fokus der 13. Fachtagung Infrastruktursicherheit, zu der der KKI e.V. ins VKU-Forum in der Invalidenstraße geladen hatte. Mehr als 100 Interessierte aus Wirtschaft, Politik und Verbänden folgten der Einladung von Andrej Philippi, neuer Geschäftsführer des Vereins. Er hatte namhafte Referenten für die Fachtagung gewinnen können, die unter der Überschrift stand: „Kritische Infrastruktur im Zentrum der Zivilen Verteidigung – Politik, Bundeswehr und KRITIS-Betreiber im Dialog“.
Dass dieser Dialog wichtiger denn je ist, machte Martin Debusmann als 1. Vorsitzender des KKI e.V. schon in seiner Begrüßung deutlich. Nach dem Terroranschlag auf den Berliner Breitscheidplatz im Jahr 2016 habe man sich noch intensiver als zuvor auf Bedrohungslagen eingestellt und auch eine groß angelegte Katastrophenübung für ganz Berlin vorbereitet, die letztlich dem Corona-Lockdown zum Opfer fiel. „Heute haben wir andere Bedrohungslagen: Drohnen an Flughäfen, Hacker-Angriffe, brennende Strommasten“, zählte Debusmann auf.
Björn Stahlhut, Experte für gesundheitlichen Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung, stellte dank seiner Erfahrungen u. a. als Bundeswehr Oberst der Reserve in seinem Vortrag klar, dass es oberste Priorität der Zivilen Verteidigung sei, in einer Notlage die Staats- und Regierungsfunktionen aufrechtzuerhalten. Seit 2006 werde – bislang ergebnislos - darüber diskutiert, ob auch Schutzziele für kritische Infrastrukturen festgeschrieben werden sollen. „Es gelingt uns leider nicht, diese Erkenntnisse in andere Köpfe zu transportieren“, bedauert Stahlhut.
Zu den Erkenntnissen zählt auch die Idee, Wehrpflichtige mit dem Schutz kritischer Infrastrukturen zu beauftragen. Die KRITIS-Betreiber forderte Stahlhut auf, umgehend mit der Erarbeitung von Schutzzielen zu beginnen. „Entscheidend ist die Frage: Sind wir vorbereitet oder nicht? Trifft uns der Schlag direkt oder bekommen wir die Fäuste noch nach oben?“ Stahlhut kritisierte auf der Fachtagung, dass mindestens 10 bis 15 Jahre versäumt worden seien, sich intensiv auf die veränderte Weltlage einzustellen. Stahlhut: „Wenn wir erst 2029 aufwachen und die Tür des Schlafwagens aufreißen, ist es zu spät.“
Andere Länder – andere Sitten: Am Beispiel Frankreichs zeigte Olivier Brun, Commissaire des police und Sicherheitsberater, wie sich das Land im vergangenen Jahr auf potenzielle Bedrohungslagenbei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Paris vorberietet hat.
Johannes Steger, Autor des Buchs „Deutschland im Ernstfall“ und Managing Director & Head of Digital Crisis bei der FGS Global (Europe) GmbH, mahnte in seinem Vortag, dass angesichts geopolitischer Turbulenzen, Fake News und einer gesellschaftlichen Spaltung der Aufbau von Vertrauen noch nie so wichtig wie derzeit gewesen ist.
Der Verein ist 2010 gegründet worden, um Infrastrukturbetreiber, Politik und Wissenschaft für die Themen Krisenprävention und Krisenmanagement im Bereich Kritischer Infrastrukturen zu sensibilisieren. Mit der Fachtagungsreihe will der Verein zu wechselnden Schwerpunkten die Infrastruktursicherheit in Berlin und Brandenburg thematisieren.

