KRITIS-Betreiber im Spionage-Fokus

 

Um hybride Bedrohungslagen ging es beim ersten Netzwerkabend des Jahres 2024 des KKI e.V. (Kompetenzzentrum Kritische Infrastrukturen e.V.) am 14. Februar, zu dem Geschäftsführerin Andrea Pieper rund 30 Experten von Kritis-Betreibern, Behörden, Forschung und Polizei am EUREF-Campus in Schöneberg begrüßen konnte. Besonders im Fokus standen zwei Gäste: Stephan Boy als Vorstandsmitglied des  Zukunftsforum Öffentliche Sicherheit e.V. sowie Dr. Jörg Treffke vom Brandenburger Verfassungsschutz. Beide widmeten sich als Referenten dem brisanten Thema des Abends: der Vernetzung verschiedener Gefahrenlagen, denen Politik und Wirtschaft seit geraumer Zeit ausgesetzt sind.

Manipulationen der öffentlichen Meinung durch online verbreitete Desinformation, Deepfakes und Propaganda haben mittlerweile Eingang in unseren Alltag gefunden. Dabei stellt die gestiegene hybride Bedrohungslage auch für den Schutz der kritischen Infrastrukturen eine große Gefahr dar. Die Bundesregierung hat im Januar 2024 ein Rahmenprogramm von 360 Millionen Euro zur zivilen Sicherheitsforschung mit Fokus auf kritische Infrastrukturen, Katastrophenschutz und Resilienz beschlossen. Hybride Bedrohungen sind ein Thema, welches immer stärker in unseren Fokus rückt.

Dabei sind die Verursacher von koordinierten Einsätzen verschiedener Methoden der illegalen Einflussnahme nach Ansicht von Stephan Boy darauf bedacht, es nicht zu übertreiben, sondern „alle Aktionen unterhalb der Schwelle eines offiziellen Krieges“ auszurichten – und dennoch wirksame Treffer zu erzielen, indem sie die innere Stabilität oder wirtschaftliche Säulen wie Transport und Logistik zu schwächen versuchen.

Dr. Jörg Treffke, beim Brandenburger Verfassungsschutz zuständig für die Spionageabwehr, glaubt, dass gezielte Kampagnen wie Desinformation und Cyberkriminalität insbesondere gegen deutsche Politiker in einem Wahljahr wie diesem zu einem ernsthaften Problem werden können. Als Beispiele führte er nicht nur manipulierte und über Social Media-Plattformen verbreitete Videos prominenter Politiker an, sondern zeigte auch, mit welch geringem Aufwand derartige Videos produziert und in Umlauf gebracht werden können. Wünschenswert sei es, wenn Social Media-Plattformen gefälschte Informationen zeitnah erkennen könnten und auf den Portalen konsequent löschen würden.  Bis es so weit ist, rät Stephan Boy dazu, Informationen aus dem Netz kritisch zu hinterfragen statt einfach weiterzuleiten, sie einem Faktencheck zu unterziehen sowie Absender und Quellen zu prüfen.

Schon am 20. März wird es den nächsten Netzwerkabend des KKI e.V. geben: Dann wird mit Dr. Madeleine Myatt von der Universität Bielefeld eine Expertin im Bereich Cybersecurity & Defense, Hybrid Warfare erwartet.